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Probleme und Lösungen in der Zielarbeit

Zu Beginn der Ziel-Arbeit im Coaching verwechseln Klienten oft die Maßnahme mit dem Ziel. Nicht der Zustand, der erreicht werden soll, sondern die Aktivität steht im Vordergrund. Dies hat in den meisten Fällen mit dem Klientenalltag zu tun, der mit operativer Tageshektik, Checklisten und dem kurzfristigen Abarbeiten von Aufgaben angefüllt ist.

Die Arbeit mit Zielen hilft hier, das wirkliche Ergebnis wieder in den Blick zu bekommen. Der Coach unterstützt dazu mit Fragen wie: Was ist anders, wenn Sie aktiv geworden sind? Oder: Stellen Sie sich vor, Sie haben diese Maßnahme schon durchgeführt – was haben Sie erreicht?

Der Arbeitsalltag gewinnt durch diese Sichtweise eine neue Qualität, das Ergebnis rückt in den Vordergrund – unterstützt durch die klare Formulierung des Ziels. Besonders in der Kontinuität und dem Durchhalten der Ziel-Arbeit haben Klienten Schwierigkeiten zu meistern. Die Formulierung und Erreichung von Zielen ist vor allen in der Anfangszeit einfach Übungssache. Bewährt haben sich ritualisierte Vorgänge der Formulierung wie z. B. bestimmte Tageszeiten und Wochentage. Klienten machen dabei unterschiedliche Erfahrungen: Für den einen ist der Montagmorgen um 7 Uhr genau richtig, andere formulieren lieber am Sonntagabend, wieder andere nehmen den Mittwoch als Formulierungstag, um sich gerade nicht dem normalen Wochenrhythmus zu beugen und bewusst etwas anders zu machen.

Auch der Ort der Formulierung hat Bedeutung: Klienten formulieren ihre Ziele z. B. im Arbeitszimmer zu Hause, während der Mittagspause auf der Parkbank oder im Café. Interessanterweise werden Ziele fast nie am Arbeitsplatz formuliert, dort ist der Ort der Umsetzung – vorbereitet an Plätzen der Entspannung.

Die richtige Formulierung nach den Wohlgeformtheitskriterien steht für häufige Anfangsschwierigkeiten. Oft werden andere Personen in die Ziele einbezogen und das Kriterium der Selbststeuerbarkeit von Zielen nicht genau angewendet. Im Bereich „Beruf“ wird z. B. formuliert „ich und meine Mitarbeiter erreichen bis zum 31. Dezember einen Umsatz von fünf Millionen Euro.“ Der ich-Bezug ist in Ordnung, die Mitarbeiter sollten in der persönlichen Ziel-Arbeit nicht vorkommen. Hier ist für die Formulierung des wohlgeformten Ziels die Frage hilfreich: Was ist mein Beitrag, dass die Mitarbeiter diesen Umsatz erreichen? Dadurch entstehen in der Ziel-Arbeit bereits Ideen, wie die Ziele erreicht werden und es erhöhen sich die Wahlmöglichkeiten für den Klienten.

In der Formulierung kommen zu Anfang häufig auch Ziele vor, die „weg von“ etwas streben. Hier ist die „hin zu“-Frage sinnvoll: Was darf anstelle von ….. jetzt kommen? Oder: Angenommen, das Problem wäre gelöst, was für Gefühle haben dann Platz? Hier sind häufig auch die negativen Formulierungen zu finden. Gerade dann, wenn Verhalten oder Gefühle verändert werden sollen, formuliert der Klient Ziele mit „nicht“, z. B. „ich rauche nicht mehr“ oder „ich rege mich nicht mehr auf“. Hier sind Ziele wie „ich lebe gesund und fahre einmal und mehr pro Woche für eine Stunde und mehr Fahrrad“ oder „ich bin ruhig und entspannt in Gesprächssituation mit B.“ hilfreich und situationsspezifisch.

Auch Füllworte wie „nach wie vor“, „deshalb“ oder „vielleicht“ werden bei der Zielformulierung gleich gestrichen, denn Ziele sind oft einfach und prägnant formuliert. Bei Klienten mit längerer Erfahrung in der Ziel-Arbeit ist häufig zu beobachten, dass sie ihre Ziele zumindest sinngemäß auch ohne Notizen im Gedächtnis parat haben – auch Ziele, die erst in den nächsten Jahren erreicht werden.

In der praktischen Ziel-Arbeit sind bei der Messbarkeit und Kontrollierbarkeit von Zielen häufig Probleme zu finden. Klienten formulieren zu allgemein „dann bin ich zufrieden“ oder ausschließlich auf der Gefühlsebene „dann geht es mir gut“. Der Coach fordert mit Fragen heraus, die Ziele zu quantifizieren: Wann passiert das genau? Wie viele Minuten dauert es dann? Wie häufig machen Sie das? Erst dann ist es für den Klienten – unterstützt durch den Coach im Prozess – auch realistisch möglich, seine Ziele zu überprüfen. Im Sinne des Selbst-Coaching kann er später immer wieder für sich die Erreichung von Zielen einschätzen.

Wenn Klienten am Anfang der Ziel-Arbeit ihre Wunschbereiche auflisten, ist ihnen noch nicht bewusst, dass sie auch für alle diese Bereiche Ziele formulieren sollen. Die Bereiche „Arbeit“ und „Familie“ stehen im Vordergrund, Bereiche wie „Gesundheit“ oder „Hobbys“ werden – wie in alten Verhaltensmustern – nicht bearbeitet und der Klient formuliert nicht dazu.Die Aufgabe des Coachs ist an dieser Stelle, auf die Formulierung von Zielen in allen Lebensbereichen zu bestehen und den Klienten in der Herausforderung zu unterstützen, in die Ziel-Balance zu kommen. Der Klient formuliert z. B. direkt in der Coaching-Sitzung diese bisher ausgesparten Ziele, der Coach achtet dabei auf die Einhaltung der Wohlgeformtheitskriterien. Oftmals unterstützt die gemeinsame Arbeit an der Formulierung die Überwindung von Schreibblockaden, das Ziel „steht“ dann einfach an der Flipchart und ist bereit für die Umsetzung. Auch eine kleine Organisationsaufstellung mit allen Zielbereichen als Boderanker unterstützt den Klienten – aus verschiedenen Positionen betrachtet er jeweils die anderen Bereiche und spürt nach, ob eine Balance vorhanden ist.

Besonders in der schwierigen Anfangsphase der Zielformulierung kann es Versuche des Klienten geben, den Coach arbeiten zu lassen: „Können Sie mir nicht eine Formulierung vorschlagen, die ich dann entsprechend verändere?“ Hier ist der Coach gefordert, mit Hilfe von lösungsorientierten Fragen den Klienten zu motivieren, selbst an seinen Zielen zu arbeiten. Wie in allen Phasen des Coaching sagt die Erfahrung: Nur die Handlungen, die der Klient selbst in der Sitzung entwickelt hat, werden später im Alltag auch konkret umgesetzt und gelebt – dann auch ohne Coaching-Begleitung.

Informationen zum Autor "Dr. Andreas Knierim":
Dr. Andreas Knierim
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